Eine Epidemie überrollt Europa. Nein, dieser Text handelt nicht von der Corona-Pandemie, sondern von etwas ganz anderem: den verschiedenen Arten von Verschleierungsverboten für muslimische Frauen.
Ob in der Schweiz, in Deutschland oder Frankreich – unter dem Deckmantel der Terrorprävention werden die Rechte von Frauen und auch die Religionsfreiheit mit Füßen getreten. Die überwiegende Mehrheit, die Gesetze bezüglich Verschleierungsverbote veranlasst, sind weiße Herren (und mitunter auch Damen), die bei ihren Entscheidungen kaum muslimische Experten zu Rate ziehen.
Denkt man etwas länger darüber nach, so stellt sich die Frage, was schlimmer ist: Auf der einen Seite haben wir einige islamisch geprägte Länder, die Frauen das Tragen von Kopftuch und Burka aufzwingen, auf der anderen Seiten stehen die ach so humanen und toleranten europäischen Länder, die Frauen verbieten, sich zu verschleiern.
Es ist fast so, als wären das Problem nicht die Frauen, sondern Menschen, die ihre Weltansichten jedem, vor allem weiblichen Personen, aufzwingen wollen.
Leben und leben lassen: Wie angenehm wäre die Welt, wenn sich alle Menschen an diesen Spruch halten würden.
Anna Recla, 4aS
Es gibt Armut nicht nur in ärmeren Ländern, sondern auch in ziemlich reichen, wohlhabenden Ländern, z.B. Großbritannien. Es ist das sechsreichste Land der Welt und doch stark von „Food Poverty“ (zu Deutsch „Nahrungsmittelarmut“) betroffen. Dieses Problem wird durch Corona verschlimmert. Tatsachen, Ursachen und Zukunftsaussichten dazu – hier in diesem Text
In Großbritannien leiden sehr viele Leute unter Lebensmittelarmut; durch Corona hat sich die Situation drastisch verschlimmert: Fast 6 Millionen Erwachsene und 1,7 Millionen Kinder hatten während der Pandemie Schwierigkeiten, sich genug Essen zu besorgen. Manche Studien sprechen sogar von 8,4 Millionen Menschen, die an Food Poverty leiden, allen voran Menschen mit Behinderungen und Ältere.
Die unterschiedlichen Daten rühren daher, dass die offiziellen Zahlen von Food Poverty-Betroffenen nicht stimmen, weil nur diejenigen gezählt werden, die Lebensmittelbanken aufsuchen. Viele Familien & Co. schämen sich aber wahrscheinlich für ihre Armut und wollen deshalb keine Hilfe beanspruchen.
Doch was bedeutet eigentlich „Lebensmittelarmut“? Dieser entweder dauerhafte oder wegen veränderter Lebensumstände plötzlich auftretende Zustand bedeutet, dass man entweder nicht genug Geld besitzt bzw. verdient, um ausreichend Nahrung zu kaufen, oder man kämpfen muss, um sie zu bekommen, weil sie in der Gesellschaft schwer zugänglich ist.
Gebiete, in denen es sehr schwierig ist, an eine breite Auswahl von Lebensmitteln zu kommen, haben in Großbritannien sogar schon einen Namen erhalten: „food deserts“ (zu Deutsch. „Lebensmittelwüsten“). In diesen Gebieten leben zwischen 5000 und 15.000 Menschen, die nur Zugang zu maximal zwei großen Supermärkten haben.
Oft existieren dort zwar kleine „Convenientstores“, Gemischtwarenläden, aber die Produkte sind oft sehr teuer und weniger frisch als im Supermarkt.
Im Allgemeinen befinden sich die am schlimmsten von Food Poverty betroffenen Orte in Teilen Londons, in bestimmten Gegenden von Liverpool und Manchester und in Newcastle.
Wie geht es den Menschen dort? Die meisten Schulen bieten den Schülern täglich ein kostenloses Frühstück oder Mittagessen an. Doch in den Ferien, vor allem in den langen Sommerferien, fehlt dieses warme Essen jedem fünften Kind Großbritanniens. Giles Hurley, der Geschäftsführer bei Aldi UK, sagt: „Über die Sommerferien eine kostenlose Mahlzeit am Tag zu haben, hätte für mich (damals) einen gewaltigen, gewaltigen Unterschied gemacht.“ Deswegen spendet Aldi Pakete für viele Bedürftige. Dennoch hungern Millionen Familien. Auch von Seite der Schulen wurden Essenspakete an ärmere Familien geschickt – doch diese waren – zumindest laut Echo in den sozialen Medien – oft nicht sonderlich gut und gesund gefüllt, sodass die Aktion abgebrochen wurde. Jetzt wird darauf gehofft, dass es in den Ferien Essensgutscheine geben wird.
Corona verschlimmert die Food Poverty-Situation, da viele Leute ihre Arbeit verlieren oder ihr Einkommen drastisch gekürzt wird. 15 Prozent aller Familien mit Kindern haben Probleme mit der Versorgung! Da die Corona-Hilfen auslaufen, steigt ihr Prozentsatz zusehends.
Stellt sich die Frage: Wie sind die Probleme entstanden? Einerseits ist Food Poverty darauf zurückzuführen, dass Großbritannien seit mehreren Jahrzehnten keine Produktivitätssteigerung hat. Im Zuge des Brexit wurde versucht, auf die Armut aufmerksam zu machen, doch dieser Plan hat nur in manchen Regionen funktioniert – an den anderen Orten ist die Situation schon seit Jahrzehnten so schlecht (fehlende Wirtschaftsentwicklung, mangelnde regionale Förderung, fehlende Bildungsanreize), dass der Brexit nicht viel verändern konnte.
Weitere Gründe für die Zunahme von Lebensmittelarmut sind die stetig steigende Schuldenlast und vor allem die seit Langem vorherrschende Ungleichheit der Einkommensverteilung im Vereinigten Königreich. In den letzten Jahren gab es zwar die Veränderung, dass die Mittelschicht zugunsten der Großverdiener wuchs, aber es gab auch immer mehr Niedrigverdiener (vor allem aufgrund von Kürzungen der Sozialleistungen). Die Armut rührt also daher, dass das Einkommen zu niedrig oder ungeregelt ist, dass das Sozialversicherungssystem Lücken aufweist und dass die Lebenshaltungskosten steigen.
Wegen der steigenden Lebenshaltungskosten wurde den Arbeitsgebern nahegelegt, sich zu verpflichten, den Arbeitnehmern den aktuellen (!) Mindestlohn auszuzahlen. Doch durch die Pandemie hat sich die Armutssituation noch verschlechtert und die Arbeitslosigkeit ist gestiegen. Wenn im September 2021 dann das Kurzarbeiter-Modell endet, werden viele Jobs in Gastronomie und Service verloren gehen und die Arbeitslosigkeit wird steigen. Mehr als 1 Million Erwachsene, das sind 2 Prozent der Bevölkerung, wird laut Berechnungen 2022 in Armut leben. Die Zahlen könnten sogar noch steigen, da Selbstständige ohne Aufträge und Menschen, die sich nicht als arbeitssuchend melden, nicht zu den offiziell Arbeitslosen gezählt werden. Die Regierung muss also daran arbeiten, dass sich die Situation nach der Pandemie nicht verschlimmert.
Was können wir gegen die Situation tun? Anti-Armuts-Aktivisten, Gewerkschaften, Oppositionspolitiker setzen sich bereits für die Hungernden ein und wollen noch mehr auf sie aufmerksam machen. Abgeordnete fordern, einen Minister für Ernährungssicherheit einzusetzen, damit die Fortschritte im Kampf gegen Nahrungsmittelarmut in Zukunft nicht verloren gehen. Wichtig ist, Unternehmen in den besonders betroffenen Regionen zu fördern. Und: Nötig wären auf jeden Fall noch mehr kostenlose Schulessen und Essensgutscheine für die Schulferien. Privatleute und Firmen wie Aldi spenden Lebensmittel, das kannst vielleicht auch du machen.
Wir müssen (im Geiste!) positiv bleiben und aktiv werden, dann wird alles gut.
Barbara Kofler, 3bR
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